1. Mai in Ludwigsburg

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Wir teilen Bilder und eine inhaltliche Erklärungen:

„Anlässlich des 1. Mais führten mehrere Antiautoritäre und Anarchist*innen verschiedenste dezentrale Aktionen im Stadtgebiet Ludwigsburg durch, um auf die Widersprüche und Ungleichheiten in unserer kapitalistischen Gesellschaft hinzuweisen.
Orte, Gebäude und Einrichtungen wurden mit thematisch passenden Transparenten und Plakaten versehen.“

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„Am Klinikum wurde auf die Mehrfachbelastung überdurchschnittlich vieler Frauen* und auf die Ausbeutung von Pflegekräften hingewiesen: „Ohne uns stirbt die Welt – Belastung teilen!“,  „Applaus zahlt keine Miete!“

An Zeitarbeitsfirmen hing:  „Achtung Ausbeutung!“ „Leiharbeit verbieten, Zukunft schaffen! Leiharbeit bedeutet weniger Lohn für die gleiche Arbeit, Ungewissheit für die Angestellten und Flexibilität für die Chef*innen. Wir fordern die Abschaffung prekärer Arbeitsverhältnisse!“, „Milliarden für Konzerne Menschen!“

Am geschlossenen ibis Hotel hinter dem Bahnhof war zu sehen: „Überfüllte Sammelunterkünfte, leere Hotels? – Kapazitäten nutzen!“, „Ausgegrenzt, wohnungslos? #LeaveNoOneBehind!“

Am Synagogenplatz wurde auf rassistische und antisemitische Gewalt hingewiesen und den Opfern des rechten Anschlags von Hanau gedacht.“http://lbquadrat.org/wp-content/uploads/2020/05/1-1024x306.jpghttp://lbquadrat.org/wp-content/uploads/2020/05/1-2.jpg

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„Der 1. Mai ist der Tag des Arbeiter*innenkampfes. Ein Kampf, der heute angesichts der umfassenden Auswirkungen der Corona-Pandemie umso dringender wird.
Soziale Ungleichheit und unsere Abhängigkeit von einem kapitalistischen System, das alle Gesellschafts- und Lebensbereiche durchdringt, werden im Angesicht des erklärten Ausnahmezustandes deutlich sichtbar. Neue Qualitäten der Ausgrenzung und Benachteiligung entstehen. Unsere Handlungsmöglichkeiten im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie erscheinen eingeschränkt. Wir akzeptieren umfassende, milliardenschwere Unterstützungspakete für Konzerne und Unternehmen, um unsere Wirtschaft zu stabilisieren, während Menschen durch die Auswirkungen der Krise doppelt und dreifach belastet oder völlig ausgegrenzt werden. Was deutschlandweit passiert, lässt sich global übertragen. Soziale Ungleicheit, Ausbeutung, Ausgrenzung und Privilegien sind ein fester Bestandteil des Kapitalismus. Kein Gewinn ohne Verlierer*innen. Dieses System ist eine permanente Krise, die im Moment eine hohe Eskalationsstufe erreicht hat.

Die nachhallenden Auswirkungen der aktuellen Krise lassen sich im Moment nur vermuten. Was bereits eintritt, ist eine zunehmende Prekarisierung von Lohnabhängigen, deren Gesundheit der Wirschtafts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen untergeordnet wird. Viele Menschen verlieren ihre Arbeit und ihr lebensnotwendiges Einkommen, müssen unbezahlten Urlaub zur Kinderbetreuung nehmen, in Kurzarbeit treten, ein hohes Risiko für die Gesundheit im Beruf durch mangelhafte Arbeitssicherheit eingehen oder bis zur Erschöpfung in 12 Stunden Schichten bei niedrigster Entlohnung in Pflegeberufen arbeiten.

Klar ist, dass das Corona-Virus alle Menschen treffen kann. Ansonsten unterscheidet sie so einiges, da wir in dieser Gesellschaft leider noch immer nicht alle auf derselben Stufe stehen und gleiche Chancen haben. Die Mitglieder dieser Gesellschaft bekommen nicht alle dasselbe Ausmaß an Möglichkeiten, Anerkennung, Rechten, Aufmerksamkeit, Hilfe und Schutz. Soziale Ungleichheiten und Herrschaftsstrukturen haben in der aktuellen Situation mitunter fatale Auswirkungen und erreichen neue Qualitäten von Ausgrenzung, Benachteiligung und Gewalt:

Überdurchschnittlich viele Frauen* erleben eine Mehrfachbelastung Arbeitsbelastung durch die Summe von Lohnarbeit, der reproduktiven Arbeit daheim und der aktuell anfallenden Kinderbetreuung, da Schulen und Kitas geschlossen sind. Hinzu kommt die Zunahme häuslicher Gewalt und die nicht ausreichenden Hilfestrukturen. Viele Geflüchtete Menschen leben eingesperrt in überfüllten Sammelunterkünften oder in Lagern an den Außengrenzen Europas und in Griechenland. Menschen können nicht in Quarantäne bleiben, wenn sie gar keine Wohnung, kein Zimmer haben, in das sie sich zurückziehen können. Die Grundversorgung für obdachlose Menschen gestaltet sich zunehmend schwerer, viele Anlaufstellen und Übernachtungsmöglichkeiten sind geschlossen oder können keine weiteren Menschen aufnehmen. Auch sie sind dem Corona-Virus schutzlos ausgeliefert.

Es ist Zeit das grundlegend zu ändern! Wir müssen uns zusammenschließen und organisieren!

Wir schaffen solidarische Strukturen um Nachbar*innen zu helfen. Lebensmittel einkaufen, Kinder versorgen, Arztrezepte abholen. Wir schließen uns auf der Arbeit mit den Kolleg*innen zusammen um Forderungen für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz und unbezahlten Urlaub für die Kinderbetreuung einzufordern. Wir fordern mit vielen weiteren Menschen, dass leerstehende Hotels und Wohnungen genutzt werden, damit alle Menschen dieser Gesellschaft einen sicheren Ort zum Leben haben.
Wir erkennen was alles schief läuft und unsere Stärke, wenn wir gemeinsam handeln. Wir brauchen Räume in denen wir uns treffen und organisieren können. Virtuell, online oder im nächsten Stadtteilzentrum. Wir schließen uns zu Gruppen und Kollektiven zusammen und erarbeiten Möglichkeiten für unsere Interessen einzustehen, uns zu wehren und Widerstand zu leisten. Dann können wir unsere Forderungen ausweiten und einen Beitrag zur grundlegenden Veränderung dieser Gesellschaft leisten.

Im aktuellen Ausnahmezustand wurden viele demokratische Rechte und Freiheiten eingeschränkt, denn auf Krisensituationen wird von Seiten des Staates mit Autorität und Zwang reagiert. Lasst uns dafür sorgen, dass die rechtlichen Bestandteile des Ausnahmezustands, nicht wie schon an vielen Stellen häufig geschehen, nach dessen Beendigung nicht in die dauerhafte Gesetzgebung übergehen. Der Verfestigung von Autorität, Herrschaft und Gewalt setzen wir solidarische, kollektive Strukturen und Kämpfe entgegen. Das beinhaltet eine klare antifaschistische Haltung. Gegen rechte Haltungen, Tendenzen und Handlungen!

Lasst uns trotz einer auf die Spitze getriebenen aktuellen Vereinzelung im Angesicht einer überwältigenden lebens- und existenzbedrohenden Krise solidarisch miteinander sein und Grundsteine für unsere zukünftige Gesellschaft legen. Wir lassen niemanden zurück! Das Neue erwächst aus dem Alten und es liegt an uns bereits im Hier und Jetzt Strukturen für eine Welt zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder orientiert und ihren Reichtum allen Menschen zugängig macht. Lasst uns Wege und Handlungsmöglichkeiten eröffnen um eine neue, emanzipatorische und solidarische Gesellschaft entstehen zu lassen.

Für den libertären Kommunismus!“

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