Moria brennt immer noch – Backnang fordert Lagerauflösung und Wohnraum für alle

+++ Kundgebung mit 60 Teilnehmer*innen +++ Redebeiträge zu Wohnraum, Geflüchtete und Corona +++ Bericht aus den Geflüchtetenlagern +++ Forderungen an die Stadt überreicht +++ Demonstrationszug durch die Stadt +++

2020 ist das Jahr der Pandemie. Covid-19 hat das Leben vieler Menschen negativ beeinflusst und vor allem die prekären Verhältnisse für viele Menschen im Kapitalismus offen gelegt und verschlimmert. Dies gilt auch für die Geflüchteten innerhalb und außerhalb der EU.

Während zu Beginn der Pandemie noch #leavenoonebehind trendete und im September durch einen Brand im bekanntesten Internierungslager für Geflüchtete Moria Aufmerksamkeit auf die Situation der Geflüchteten an den EU Außengrenzen gezogen wurde, sind die Probleme in großen Teilen unserer Gesellschaft inzwischen wieder aus der allgemeinen Aufmerksamkeit entrückt.

Trotzdem gibt es sie noch und an den Umständen hat sich noch nichts zum Besseren gewendet. Deshalb fand am 28.11.2020 in Backnang eine Kundgebung unter dem Motto „Lasst niemanden zurück: Moria brennt immernoch“ statt um darauf aufmerksam zu machen, dass Geflüchtete sowohl an den Außengrenzen der EU als auch in Backnang trotz der Pandemie keine Hilfe und Verbesserung ihrer Lebensumstände erfahren.

60 Zuhörer*innen fanden sich ein um 5 Reden von verschiedenen Gruppen und Initiativen zu hören. Das Libertäre Treffen machte dabei auf die teils lebensgefährliche Situation in einer Geflüchteten-Unterkunft in Backnang aufmerksam, der darauf folgende Beitrag der Initiative Backnang für Alle appellierte für eine Verbesserung der Wohnsituation für Geflüchtete und Wohnungslose durch die Beendiung von Leerstand.
Weiterhin schloss sich eine Rede von Aktivist*innen aus Landau an, die auf die systematischen Hintergründe einging. Eine Aktivistin der
Seebrücke Böblingen, welche bereits mehrmals im Lager Moria vor Ort war und die sich verschlimmernden Missstände mit eigenen Augen gesehen hatte, klärte über die Situation an den EU Außengrenzen auf.

Am bunt bestückten Infostand mit Alltagsmasken und Desinfektionsmittel konnte mensch neben Infomaterialien der Bündnispartner*innen wie den Sticker der PARTEI Backnang einlaminierte Fotos aus der Gemeinschaftsunterkunft „Hohenheimer Straße“ in Backnang begutachten, die die katastrophale Lage in der Unterkunft aufzeigte. Nicht funktionierende Herdplatten, Waschmaschinen und Duschen sowie offenliegende – unter Strom stehende – Kabel machten das Leben für die dort untergebrachten Geflüchteten schon lange schwer. Spätestens nach einem positiven Covid Fall und dem Unter-Quarantäne-Setzen aller – auch der negativ getesteten – Bewohner*innen ohne die Möglichkeit für Social Distancing (Refugees4Refugees berichtete) und entsprechende
Hygienemaßnahmen wurde es gefährlich.

Um die Stadtverwaltung Backnang erneut darauf aufmerksamzu machen und eine Verbesserung der Bedingungen durch lang überfällige Reparaturen zu fordern wurden die Bilder per Brief im Rathaus hinterlassen.

Dies wurde von einem Demozug durch die Backnanger Innenstadt begleitete, an welchem sich auch die Aktivist*innen von Fridays for Future Backnang beteiligten. Am Ende kamen nochmals alles zusammen, um sich den letzten Redebeitrag eines Aktivisten von Refugees4Refugees anhören zu können, welcher Forderungen an die Politik für eine drastische Veränderung der Bedingungen für Geflüchtete stellte.

Refugees 4 Refugees veröffentlichte die Bilder aus der Unterkunft im Nachhinein nochmals und verband dies mit der Aufforderung zur umgehenden Reperatur und Prüfung der Geräte:

https://refugees4refugees.wordpress.com/2020/11/30/backnang-hohenheimer-strase-mangel-im-lager-sind-lebensgefahrlich/