Am 27. Januar 1945, vor 76. Jahren, befreiten Einheiten der roten Armee die letzten paar tausend Gefangenen im Vernichtungslager Auschwitz. Die restlichen Opfer der Nazibarbarei wurden auf Todesmärschen in Richtung Westen getrieben von denen viele die Märsche nicht überlebten.
An mehreren Orten in Ludwigsburg und Rems-Murr gedachten Antifaschist*innen an die Verbrechen des Naziregims und mahnten den aktuellen Umtrieben.
Die Befreiung von Auschwitz
Als die Einheiten der roten Armee am am 27. Januar 1945 zum Vernichtungslager Auschwitz vorrückten, hatten sie schon viele Kriegsverbrechen der deutschen Armee und der SS gesehen, doch mit solch einem Ausmaß an Verbrechen hatten sie nicht gerechnet. Über 1,1 Millionen Menschen vor allem Jüd:innen, aber auch viele Sinti*zze und Rom*nja, Behinderte, politisch Verfolgte, Kriegsgefangene und viele mehr, hatten die Nazis allein in Auschwitz gefoltert und ermordet. Auschwitz war der Mittelpunkt des Völkermords an den europäischen Jüd:innen.
All den 6 Millionen ermordeten Jüd:innen und insgesamt über 20 Millionen von den Nazis Ermordeten gedenken wir diese Tage. 76 Jahre nach der Befreiung und mit nur noch wenigen Zeitzeug:innen liegt es an uns und den kommenden Generationen die Erinnerung aufrechtzuhalten und nie zu vergessen was damals geschah.
Den Opfern vor Ort gedenken
Für viele in der Bevölkerung sind die Verbrechen des Faschismus weit weg und werden vielleicht mal bei einem Schulausflug nach Auschwitz, Dachau oder Buchenwald sichtbar. Doch der Faschismus und seine Opfer waren hier, es hätten unsere Nachbar:innen, Freund:innen oder Kolleg:innen sein können. In fast jeden Ort in Deutschland finden sich Überreste des Naziregiems. Egal KZs, Gefängnisse oder Lager für Zwangsarbeiter:innen oder Kriegsgefangene. Aus diesem Grund finden wir es sehr wichtig den Opfern vor Ort zu gedenken und die Erinnerung an die Gräueltaten wach zu halten.
Im Kreis Rems-Murr gedachten wir an den Backnanger Stoplersteinen den Backnanger Einwohner:innen die in KZs deportiert wurden. In der Stadt finden sich unzählige Stolpersteine vor den Wohnhäusern der Deportierten. Wir verteilten Plakate um die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen was am 27.1.1945 geschah und das damalige Geschehen im heutigen Kontext einzuordnen.
Außerdem gedachten wir bei Welzheim an der Gedenkstätte Henkerstein den im KZ Welzheim internierten und ermordeten Opfern der Naziherrschaft.
Im Kreis Ludwigsburg gedachten wir den Opfern des KZs Vaihingen und dessen „Außenlager“ Unterriexingen. Die dort internierten mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen an einer unterirdischen Rüstungsfabrik schuften und sollten durch „Vernichtung durch Arbeit“ ermordet werden. Als 1944 aufgrund vieler Luftangriffe der Bau eingestellt werden musste, wurde das KZ zu einem „Krankenlager“ was letztendlich aber ein extrem verharmlosender Name für ein Lager war, in das kranke Häftlinge aus KZs in ganz Baden-Württemberg hin gebracht wurden um sie dort durch Hunger und Krankheiten zu ermorden. Anschließend verteilten wir noch Plakate in Ludwigsburg.
Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem es kroch
Trotz und gerade auch wegen der Covid19-Pandemie ist es wichtig den Opfern des Naziterrors zu gedenken, denn eins ist klar: Es darf sich nie wieder wiederholen! Die Entwicklungen rund um die Aufmärsche von „Querdenken“ – Relativierungen des Faschismus, der Shoah, das Verbreiten antisemitischer Ressentiments. Es zeigt sich wie breit antisemitische Ressentiments weiterhin vertreten sind und sich ihre Bahnen schlagen. Ein und einhalb Jahre nach dem antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Terroranschlag in Halle, Ein Jahr nach den Morden von Hanau und ein halbes Jahr nach dem Angriff auf einen Synagogenbesucher in Hamburg an Jom-Kippur, zeigt sich dass es nicht bei Telegram-Nachrichten und Youtube-Videos bleibt, sondern, dass auf Hetze und Hass furchtbare Gewalt folgt.
Global wächst eine reaktionäre Bewegung heran, die auf Queerfeindlichkeit, Antifeminismus, Ableismus, Antisemitismus und Rassismus basiert. Dem gilt es überall und konsequent gegenüberzutreten.
Nazis morden, der Staat macht mit
Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen – Esther Bejarano
Genauso wie beim NSU und hunderten anderen nicht aufgeklärten Morden von Rechten in Deutschland, zeigte sich im Sommer beim Halle-Prozess, dass der bürgerliche Staat nicht an einer wirklichen Verfolgung von Nazis interessiert ist. Wieder wird von einem Einzeltäter gefaselt und Naziseilschaften/-strukturen werden nicht aufgeklärt.
Und auch bei dem Mord an Walter Lübcke waren es wieder Antifa-Gruppen, die die Verbindungen zu Nazinetzwerken aufdeckten und nicht staatliche Institutionen.
Als Antifaschist:innen und Anarchist:innen müssen wir diesen Umstand begreifen und uns klar machen, dass nur ein konsequenter Kampf gegen Rechts, gegen jede Form von Diskriminierung den Faschismus im Keim ersticken kann.
Never again.