Das System ist nicht geheim, sondern gemein.
Am Freitag, den 23.4.2021 versuchten ungefähr 80 Coronaleugner*innen, Reichsbürger*innen und andere Verschwörungsmythiker*innen sich in Backnang einzunisten, um gegen die angebliche „Corona-Diktatur“ Deutschland zu demonstrieren. Dabei versammelten sie sich diesmal unter der Führung des Ex-Querdenken Pressesprechers Stefan Bergmann aus Althütte und Stefan Schmidts aus Alfdorf, der 2020 mit der Gründungsveranstaltung der „Corona-Partei“ „WIR2020″ Schlagzeilen machte. Zur weiterhin anwesenden „Prominenz“ zählte auch Steffen Degler, seines Zeichens Höcke-naher AfD Stadtrat in Backnang und Q-Anon-Fan.
Dies wurde zum Anlass genommen einen antifaschistischen Gegenprotest auf die Straße zu tragen und den Schwurbelköpfen zu zeigen, dass sie in Backnang nicht willkommen sind.
Bei dezentralen Aktionen wurden zuerst Banner und Wandzeitungen in der gesamten Innenstadt verteilt, um auf die falschen Inhalte der Querdenker*innen aufmerksam zu machen.
Anschließend begaben sich rund 20 Antifaschist*innen in einer Spontandemonstration zum Kundgebungsort der Querdenker*innen, um in Hör- und Sichtweite zu protestieren und ihre Veranstaltung so unangenehm wie möglich zu machen. Die Kundgebung konnte mehrfach durch das lautstarke Rufen von Parolen und Liedgesang effektiv gestört werden. Die Polizei blieb die komplette Zeit im Hintergrund und wartete mit mehreren größeren und kleineren Einsatzwagen in den Seitenstraßen. Auch die Tatsache, dass auf dem Super-Spreader-Even die Abstände und das Tragen von Masken nicht eingehalten wurde, störte die Polizei über den gesamten Abend in keiner Weise.
Nach 90 Minuten ausgelassener, verschwörerischer und an den Haaren herbeigezogener Reden unter Anderem über die Abschaffung der Maskenpflicht und der öffentlich-rechtlichen Medien sowie der Verhamlosung von Covid, wurde die Kundgebung offiziell für beendet erklärt. Wer nun dachte die Vorführung des Zirkus‘ wäre damit erledigt, täuscht sich indessen gewaltig. Gegen 19 Uhr brachen die Verschwörungsmythiker*innen in entgegengesetzter Richtung der Marktstraße auf, um ihre im Voraus verbotene Demonstration als „Spaziergang“ trotzdem durchzusetzen. Die Bullen begleiteten sie dabei nur, hielten es aber nicht für nötig, das Verbot auch wirksam zu machen.
Also übernahmen wir diesen Auftrag und schafften es, ihnen einmal den Weg Richtung Innenstadt abzuschneiden und sie zum Umkehren zu zwingen.
So entschieden sich die Leugner*innen in Richtung Adenauer-Platz, über die Eugen-Adolff-Straße und die Annonay-Straße abwärts weiterzulaufen. Die Bullen trotteten dem Zug der Quederdenker*innen hinterher.
Die Antifaschist*innen konnten an der Bleichwiese dem Zug wieder aufschließen und versuchten am Straßenrand gegenüber dem Sportgeschäft, Stimmung zu machen. Ein Trupp der Polizei stürmte aus heiterem Himmel aus Richtung der Feuerwehr auf die Antifas zu. Es gab einen Verfolgungssprint von ungefähr 100 Metern bis ans Ende des Parkplatzes. Bis die Situation überschaut werden konnte, wurden die Antifaschist*innen von ungefähr 15 Polizeibeamten gekesselt. Der unangemeldete Demozug der Leugner*innen konnte jedoch ohne Vorkommnisse weiter laufen. Die Kesselung und die darauf folgenden Repressalien dauerten solange an bis die Schwurbler*innen wieder im Kern der Stadt bzw. am Ausgangspunkt angelangt waren.
Selbst die Anwohner*innen am Rathaus waren offensichtlich nicht begeistert von der Kundgebung der Leugner*innen und drehten teilweise die Musik in ihren Wohnungen laut auf. Ein Passant fragte einen der Bullen, ob dieser Marsch denn angemeldet wurde. Dem Passanten wurde entgegnend, es wäre aktuell ungewiss wo sich das Orgateam der Polizei befinde.
Das alles zeigt auf, dass der Staat, welcher uns mit autoritären Maßnahmen in unserem Privatleben unter dem Deckmantel der Pandemie-Bekämpfung beschneidet, auf dem rechten Auge blind ist. Stattdessen legte an diesem Tag die Exekutive wohl lieber großen Wert darauf Antifaschist*innen hinterher zurennen, zu diffamieren und einzukesseln. Ganz klar wurde bewiesen, dass wir uns nicht auf die Bullen und den Staat verlassen dürfen, wenn es darum geht den Rechten in ihre Schranken zu weisen.
Trotzdem war es uns am Ende des Tages erfolgreich gelungen, den Coronaleugner*innen zu zeigen, dass sie in Backnang weder allein, noch erwünscht sind. Wann immer sie in Backnang in Erscheinung treten, werden wir auch da sein.
Fight Querdenken – klare Kante gegen Rechts