Wer hat der gibt

Die politische Walpurgisnacht in Backnang beschäftigte sich zentral mit dem Thema Wohnungsnot sowie den autoritären Pandemiemaßnahmen. Unser Infotisch, mit welchem wir bereits ab 18 Uhr in der Stadt präsent waren, stieß auf Begeisterung seitens der Backnanger Bevölkerung. Viele blieben an der Pinnwand mit gesammelten Fotos und Adressen von mehreren leerstehenden Immobilien im Stadtgebiet stehen und beklagten sich im Gespräch über die an der eigenen Haut erfahrene Wohnungsnot. Zu Beginn unserer Kundgebung um 20 Uhr füllte sich der Platz an den Murrtreppen mit rund 30 Demoteilnehmer*innen, um ihren Unmut über die Verhältnisse auf die Straße zu tragen.

Das Ausmaß von Leerstand ist neben der Kritik an Kapitalinteressen der Immobilienhaie auch ein Desaster in Anbetracht dessen, dass Abstand halten und sichere Wohnverhältnisse in der Covid19-Pandemie eine wichtige Säule beim Schutz vor Ansteckungen bieten. Für Menschen in Geflüchteten- und Notunterkünften für Wohnungslose ist es so gut wie unmöglich sich durch die Enge selbst schützen zu können.

Dies ist die Realität, obwohl wie in einer der Reden aufgezeigt die Mieten in Backnang in den letzten Jahren um 20% gestiegen sind. Die für 2027 geplante internationale Bauausstellung (IBA‘27) in der Stadt ist somit nur der Gipfel der Gentrifizierung. Diese kuratierte zeitgleich in einem Live-Stream die aus den Einsendungen der internationalen Archtitektenbüros ausgewählten Bauprojekte.

Vielen Dank an alle Gefährt*innen, die diese Veranstaltung kritisch begleiteten!

Weitere Beiträge auf der Kundgebung beschäftigten sich mit Verschwörungserzählungen und Wissenschaftsleugnung, die sich durch „Querdenken“ in den letzten Monaten großer Beliebtheit erfreuen. Zusätzlich gab es einen Exkurs zur aktuellen Pandemiesituation in Indien, wo das Gesundheitssystem durch die Politik der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP so gut wie zusammengebrochen ist.

Außerdem wurde die Veranstaltung von zwei neue Demosprüche geprägt, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll: „Ausgangssperre blanker Hohn – Lockdown für die Produktion!“ und „Wer hat der gibt, gegen den Profit“.

Gegen 21:30 Uhr zogen die Teilnehmenden dann gemeinsam durch die Innenstadt, vorbei am Paradebeispiel der Gentrifizierung, den Kronenhöfen, einem fünfstöckigen Komplex an Luxuswohnungen, Richtung Bahnhof. Dort fand eine Abschlusskundgebung mit offenem Megaphon bis 22:30 statt, um demonstrativ unsere Kritik an der nächtlichen Ausgangssperre zum Ausdruck zu bringen.

Leider konnten wir wegen des Regens nicht so viele Teilnehmer*innen und Passant*innen erreichen. Trotzdem bewerten wir es als wichtig, als linke Kritik an den autoritären Maßnahmen dieses Staates zu üben, die für uns nicht den Schutz von individueller Gesundheit sondern von Kapital und Profit bedeuten und vor allem die nicht unter den Tisch fallen zu lassen, die unter der Krise besonders leiden.
Mit der Demonstration ging zudem die dritte Veranstaltung innerhalb von drei Wochen in einer Kleinstadt über die Bühne, was wir durchaus als Erfolg betrachten. Eine weitere Auswertung steht an. Danke an alle Teilnehmer*innen – ihr seid toll!

Für solidarische Krisenlösungen: Impfstoffpatente freigeben, Wohnraum für alle, Betriebe runterfahren, Gesundheitssystem von Profiten loslösen, Grundversorgung aller sicherstellen!

#Maketherichpayforcovid19